Vita der Heiligen Glaubenstreuen Leidensdulder Fürsten Boris und Gleb

Die Heiligen Glaubenstreuen Leidensdulder Fürsten Boris und Gleb (in der Heiligen Taufe - Roman und David) sind die ersten russischen Heiligen, die sowohl durch die Russische Kirche als auch durch die Kirche von Konstantinopel heiliggesprochen wurden. Sie waren die jüngsten Söhne des Heiligen Wladimir (+ 15. Juli 1015). Kurz vor der Taufe der Rus geboren, wurden die Heiligen Brüder in christlicher Frömmigkeit erzogen. Boris, der älteste der beiden Brüder, erhielt eine gute Erziehung. Er liebte es, die Heilige Schrift, die Werke der Kirchenväter und vor allem die Heiligenviten zu lesen. Unter diesem Einfluss wuchs beim Hl. Boris der brennende Wunsch, den Taten der Heiligen nachzueifern, und oft betete er darum, dass der Herr ihm diese Ehre gewähren möge.

Der Heilige Gleb wurde von frühester Kindheit an gemeinsam mit seinem Bruder erzogen und teilte dessen Wunsch, sein Leben ausschließlich dem Dienst an Gott zu widmen. Beide Brüder zeichneten sich durch Barmherzigkeit und Güte des Herzens aus, worin sie dem Vorbild des Heiligen Apostelgleichen Großfürsten Wladimir nacheiferten, der sich stets gnädig und großmütig gegenüber Armen, Kranken und Bedürftigen gezeigt hatte.

Noch zu Lebzeiten seines Vaters erhielt der Hl. Boris das Gebiet um Rostow zum Erbteil. In der Verwaltung seines Fürstentums erwies er Weisheit und Sanftmut, wobei er vor allem für die Verbreitung des orthodoxen Glaubens und die Festigung eines gottgefälligen Lebenswandels seiner Untertanen Sorge trug. Der junge Fürst wurde auch als tapferer und geschickter Krieger gerühmt. Kurz vor seinem Tod rief der Großfürst Wladimir seinen Sohn Boris nach Kiew, und schickte ihn mit dem Heer gegen die Petschenegen. Nach dem Tod von Fürst Wladimir erklärte sich sein ältester Sohn Swjatopolk, der sich damals in Kiew aufhielt, zum Großherzog von Kiew. Zu dieser Zeit kehrte der Hl. Boris gerade von seinem Feldzug zurück, bei dem er letztlich keine Petschenegen hatte aufspüren können, wohl weil diese sich aus Furcht in die Steppe zurückgezogen hatten. Die Nachricht vom Tode seines Vaters betrübte ihn sehr. Seine Gefolgsleute überredeten ihn, nach Kiew zu gehen und den Thron zu besteigen, aber der Heilige Fürst Boris, der keinen Bruderkrieg wollte, löste sein Heer auf: "Ich erhebe nicht die Hand gegen meinen auch noch älteren Bruder, welchen ich als Vater ansehen sollte!".

Doch der heimtückische und machthungrige Swjatopolk mochte nicht an die Aufrichtigkeit von Boris glauben; um sich gegen die mögliche Rivalität des Bruders zu schützen, auf dessen Seite die Sympathie des Volkes und der Armee war, schickte er seine Gehilfen, ihn zu ermorden. Der Hl. Boris wurde vor diesem Verrat Svjatopolks zwar gewarnt, verbarg sich jedoch nicht, sondern trat, wie die Märtyrer der ersten Jahrhunderte des Christentums, seinem Tod gefasst entgegen. Die Mörder trafen ihn in seinem Zelt am Ufer des Flusses Alta beim Morgengebet zum Sonntag, am 24. Juli 1015. Nach dem Gottesdienst drangen sie in das Zelt zum Fürsten, und erstachen ihn mit Speeren. Der geliebte Diener des Heiligen Fürsten Boris, Georgij Ugrin (ein gebürtiger Ungare), eilte seinen Herrn zu verteidigen und wurde sofort getötet. Der Hl. Boris aber war noch am Leben. Vor das Zelt tretend, fing er an, inbrünstig zu beten, und wandte sich dann an seine Mörder: "Kommt, Brüder, bringt euer Werk zu Ende, und möge Frieden mit Bruder Swjatopolk und mit euch sein." Einer von ihnen kam herbei und durchstieß ihn mit seinem Speer. Diener des Swjatopolk brachten die sterblichen Überreste von Boris nach Kiew. Auf dem Weg kamen ihnen bereits zwei von Swjatopolk gesandte Wikinger entgegen, um sie zur Eile anzuhalten. Die Wikinger bemerkten, dass der Fürst noch am Leben war, wenn er auch noch kaum atmete. Da durchbohrte einer von ihnen mit dem Schwert sein Herz. Der Körper des Heiligen Leidensdulders Fürst Boris wurde heimlich nach Wyshgorod gebracht und in der Kirche des Hl. Basilius des Großen beigesetzt.

Anschließend erschlug Swjatopolk ebenso verräterisch den Hl. Fürsten Gleb. Heimtückisch rief er den Bruder aus seinem Erbfürstentum Murom herbei, schickte ihm jedoch Krieger entgegen, die den Heiligen Gleb auf dem Wege töten sollten. Fürst Gleb wusste bereits von dem Tod seines Vaters und dem ruchlosen Mord an Fürst Boris. Tief betrübt, wählte er lieber den Tod als einen Krieg mit seinem Bruder. Das Treffen des Hl. Gleb mit seinen Mördern begab sich an der Mündung des Flusses Smjadyni, in der Nähe von Smolensk.

Worin bestand nun die Großtat der Heiligen Glaubenstreuen Fürsten Boris und Gleb? Welcher Sinn liegt darin, auf diese Weise - ohne Widerstand - von Mörderhand zu sterben? Das Leben der Heiligen Leidensdulder war dem wichtigsten christlichen guten Werk geopfert worden - der Liebe. "Wer sagt, ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, ist ein Lügner" (1 Joh. 4, 20). Die heiligen Brüder taten etwas, das neu und unverständlich im heidnischen Russland war, wo man an die Blutfehde gewöhnt war - sie zeigten, dass das Böse nicht durch Böses vergolten werden darf, auch nicht im Angesicht des Todes. "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können" (Mt 10, 28). Die Heiligen Leidensdulder Boris und Gleb gaben ihr Leben für den Gehorsam, auf dem das geistige Leben des Menschen begründet ist, und im Allgemeinen alles Leben in der Gesellschaft. "Seht ihr, liebe Brüder“, sagt der Ehrwürdige Chronist Nestor, „welch große Ergebenheit gegenüber dem älteren Bruder? Wenn sie Widerstand geleistet hätten, wären ihnen kaum Gottes Gnade zuteil geworden. Wie viele junge Fürsten gibt es doch heutzutage, die nicht den Älteren gehorchen und dafür erschlagen werden. Aber sie erlangen nicht die Gnade, derer diese Heiligen teilhaftig geworden sind." Die Hll. Leidensdulder-Fürsten wollten nicht die Hand gegen ihren Bruder erheben, sondern Gott selbst sollte Vergeltung an dem anmaßenden Tyrannen üben: "Die Rache ist mein, ich will vergelten" (Röm 12, 19).

Im Jahr 1019 versammelte ein weiterer Sohn des Apostelgleichen Fürsten Wladimir, der Kiewer Fürst Jaroslaw der Weise, sein Heer und besiegte Swjatopolks Gefolge. Nach Gottes Vorsehung fand die entscheidende Schlacht auf einem Feld am Fluss Alta statt, dort, wo der Hl. Boris getötet worden war. Swjatopolk, vom russischen Volk „der Verfluchte“ genannt, floh nach Polen und fand, so wie schon der erste Brudermörder Kain, nirgendwo Ruhe und Zuflucht. Die Chronisten bezeugen, dass selbst noch aus seinem Grabe sich Gestank verbreitete. "Seit dieser Zeit“, sagt der Chronist, „ hat sich in Russland der Aufruhr gelegt." Das um der Vermeidung von Bruderkrieg vergossene Blut der Heiligen wurde zum gesegneten Samen für die Stärkung der Einheit Russlands. Die glaubenstreuen Fürsten und Leidensdulder wurden von Gott nicht nur durch die Gabe der Heilung verherrlicht, sondern sie wurden zu besonderen Schutzpatronen, zu Verteidigern des russischen Landes. Es gibt viele Beispiele für Erscheinungen der Heiligen in schwierigen Zeiten unseres Landes, zum Beispiel dem Hl. Alexander Newski am Vorabend der Schlacht auf dem Peipussee (1242), dem Großfürsten Dmitrij Donskoj am Tag der Schlacht auf dem Schnepfenfeld (Kulikowo pole, 1380). Die Heiligenverehrung von Boris und Gleb begann sehr früh, bald nach ihrem Tod. Die Gottesdiensttexte für die Heiligen wurden vom Kiewer Metropolit Johannes I. (1008-1035) verfasst.

Der Kiewer Großfürst Jaroslaw der Weise trug Sorge um die Auffindung der sterblichen Überreste des Hl. Gleb, die vier Jahre lang nicht begraben worden waren, und vollzog ihre Beerdigung in Wyschgorod, in der Kirche des Hl. Basilius des Großen, in der Nähe der Reliquien des Heiligen Fürsten Boris. Nach einiger Zeit brannte dieses Gotteshaus nieder, die Reliquien jedoch blieben unverletzt, und viele Wunder gingen von ihnen aus. Einem Wikinger wurden von einer Stichflamme die Beine versengt, als er sich respektlos über das Grab der Heiligen Brüder stellte. Ein gelähmter Junge, Sohn eines Bewohners von Wyschgorod, wurde von den Reliquien der Heiligen Fürsten wundersam geheilt: Die Heiligen Boris und Gleb waren dem jungen Mann in einem Traum erschienen und segneten das verletzte Bein mit dem Kreuzzeichen. Der Junge erwachte aus seinem Schlaf und wurde vollkommen gesund. Der Hl. Fürst Jaroslaw der Weise erbaute an dieser Stelle eine Kirche aus Stein mit fünf Kuppeln, die am 24. Juli 1026 vom Kiewer Metropoliten Johannes und dem versammelten Klerus geweiht wurde. Viele Kirchen und Klöster in ganz Russland wurden den Heiligen Fürsten Boris und Gleb gewidmet, Fresken und Ikonen der Heiligen Brüder und Leidensdulder sind in vielen Gotteshäusern der Russischen Kirche zu finden.

Gedenktage: 2.(15.) Mai, 24. Juli(6. August), 5.(18.) September


Quelle:
Entnommen der Website Saints.ru mit der Genehmigung des Herausgebers © 2005 Stiftung "Благо"

Übersetzung: Gemeinde der Hll. Glaubenstreuen Leidensdulder Fürsten Boris und Gleb zu Koblenz © 2012


Святые князья-страстотерпцы Борис и Глеб







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